"Anonym. Kompetent. Rund um die Uhr." – Mit diesem Slogan macht die Ökumenische TelefonSeelsorge im Bistum Augsburg auf sich aufmerksam. Das Wirken dieser Einrichtung bleibt dagegen fern aller Öffentlichkeit: unsichtbar, am Telefon, in einem Haus, irgendwo in Augsburg.
Der Pressestelle des Bistums hat die TelefonSeelsorge jetzt ihre Türen geöffnet. Ein Einblick.
Ein unscheinbares Türschild, eine Tür mit kleinem Guckloch, die sich plötzlich öffnet, die Anonymität durchbricht. Hier, im dritten Stock, in einem Haus irgendwo in Augsburg, bleibt alles hinter geschlossenen Türen. Nur die Welt bleibt hier nicht draußen, die Probleme von Menschen finden hier einen Ort.
Rund 10.000 Anrufe gehen bei der Ökumenischen TelefonSeelsorge in Augsburg in einem Jahr etwa ein, täglich sind es um die 30, auf fünf Tagesschichten verteilt: "Pro Schicht ist je ein ehrenamtlicher Mitarbeiter im Einsatz, wir nehmen hier rund um die Uhr Telefonanrufe entgegen", erklärt Diakon Franz Schütz den organisatorischen Ablauf. Ob in den Wintermonaten oder nachts mehr Menschen Hilfe suchen als sonst? "Nein", sagt Schütz, "spezielle Hochphasen haben wir hier nicht. Hier klingelt einfach durchwegs das Telefon". Der Beratungsbedarf sei wirklich kaum abzudecken, führt er aus.
"Die Mitarbeiter, die in der Ökumischen TelefonSeelsorge in ihrer Freizeit Dienst tun, kommen aus ganz unterschiedlichen Berufsfeldern", erklärt Franz Schütz und nimmt dabei einen großen Ordner zur Hand. Schnell blättert er durch einen dicken Stapel voll abgehefteter Blätter, die unterschiedlichen Lebensprofile der 75 Mitarbeiter sind auf den vielen, ganz bunt gestalteten Zetteln notiert. Immer wieder bleibt er mit seinem Finger stehen, beschreibt einen der Mitarbeiter näher, "Sie sehen schon, wir haben hier alles, Pädagogen, Psychologen, aber auch Banker, einfach alles", sagt er kurz und klappt den Ordner zu.
"Für die Arbeit am Telefon werden alle Ehrenamtlichen vorher ausgebildet, in rund 150 Schulungsstunden, alles in ihrer Freizeit", führt der Diakon weiter aus. Für die Probleme, mit denen man am Telefon konfrontiert werde, sei dies jedoch wichtig, sagt er. Er selbst nimmt seit rund 15 Jahren Telefonanrufe entgegen.
Die Menschen, die bei der TelefonSeelsorge Hilfe suchen, haben mit ganz unterschiedlichen Problemen zu kämpfen: sie sind depressiv, fühlen sich alleine, haben Probleme in ihrer Partnerschaft oder sind psychisch krank. In jedem zweiten Gespräch gehe es dabei um Beziehungen, "Probleme mit dem Partner, Freunden, Nachbarn", sagt Schütz und auch viele Jugendliche würden anrufen, "da geht’s um das Thema Schwangerschaft, Liebeskummer, aber auch Mobbing", zählt er auf. "Für diese Menschen wollen wir rund um die Uhr da sein, ihnen zuhören, zur Seite stehen und Lösungen erarbeiten", erklärt Schütz das Ziel dieser besonderen Form von Seelsorge am Telefon – einer Seelsorge, bei der das Thema "Anonymität" eine besondere Rolle spielt: Die Anrufe sind verschlüsselt, Namen bleiben außen vor, für die Mitarbeiter gilt strenge Schweigepflicht und auch für die Ehrenamtlichen selbst bedeutet diese Anonymität nicht nur Schutz. "Diese Anonymität schafft eine Vertrauensbasis. Viele Anrufer erzählen dadurch etwas, was sie sonst nie jemandem erzählen würden", ist sich Diakon Schütz sicher.
Auch Gerda Müller* ist davon überzeugt: Menschen zu helfen, die sie nicht kennt, falle ihr viel leichter, beschreibt sie. Seit 19 Jahren nimmt sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin regelmäßig Telefonanrufe entgegen. Warum? Weil sie so viel Glück im Leben gehabt hätte, "das will ich jetzt zurückgeben, ein bisschen Glück weitergeben", sagt sie kurz. Die schönen Momente, die sie hier bereits gehabt hätte, seien ungezählt, "wenn Anrufe bewegen, in mein Leben eingreifen, jemand Danke sagt am Telefon", schildert sie, "und natürlich das schöne Miteinander hier, mit den anderen Mitarbeitern der Telefonseelsorge, einfach eine schöne Gemeinschaft", fügt sie an. (*Name geändert)
Quelle: http://www.bistum-augsburg.de/index.php/bistum/Nachrichten/Wenn-Anrufe-bewegen-in-mein-Leben-eingreifen-jemand-Danke-sagt-Die-oekumenische-TelefonSeelsorge-der-Dioezese-Augsburg-hilft-Menschen-in-Not-durch-einfaches-Zuhoeren_id_179795 22.03.2013